Tomáš Tichý,
Geschäftsführer CHIRON Czech
Herr Tichý, Sie sind seit November 2022 neuer Geschäftsführer von CHIRON Czech und Nachfolger von Ivan Mikita. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Die CHIRON Group mit ihren Marken genießt im tschechischen und slowakischen Markt einen hervorragenden Ruf, Ivan Mikita und die Mitarbeitenden haben hier über Jahre sehr gute Arbeit geleistet. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Mein erster Eindruck ist durchweg positiv und ich freue mich, mit einem solch professionellen Team zusammenzuarbeiten, das unsere Kunden in Vertrieb und Service bestmöglich betreut. Zunächst habe ich mich mit den Verantwortlichkeiten unserer Mitarbeitenden hier und mit den Unternehmensprozessen vertraut gemacht und unsere Key Accounts persönlich kennengelernt. Aus diesen Kundengesprächen habe ich wertvolle Erkenntnisse gewonnen, in welchen Bereichen wir uns für eine vertiefte Zusammenarbeit noch verbessern müssen, wo noch Potenziale liegen.
Wie entwickelt sich der osteuropäische Markt, welche Potenziale sehen Sie allgemein und speziell in Tschechien und der Slowakei?
Nun, wir betreuen die Tschechische Republik und die Slowakei, daher möchte ich mich darauf fokussieren. Beide Märkte sind, historisch gesehen, von der verarbeitenden Industrie geprägt, mit Schwerpunkt auf der Automobilindustrie. Es gibt einerseits großes Potenzial für unsere Produkte, andererseits kommen die negativen Auswirkungen von Energiekrise und beeinträchtigten Lieferketten stark zum Tragen. Es wird weniger investiert, auch bedingt durch den Wandel der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität. Ein Großteil unserer Kunden, die Teile für Verbrennungsmotoren herstellen, sieht sich mit einem Rückgang neuer Projekte konfrontiert.
Welche neuen Möglichkeiten sehen Sie und wie wollen Sie diese für CHIRON Czech und die CHIRON Group erschließen?
Lassen Sie mich dazu den ehemaligen kanadischen Eishockey-Star Wayne Gretzky zitieren: »Jeder fährt auf dem Eis dorthin, wo der Puck ist. Ich fahre dahin, wo er bald sein wird.« Für uns meint das: Der weiter anhaltende Trend in Richtung Elektromobilität führt zwar zu Umsatzeinbußen im konventionellen Sektor, birgt aber neues Potenzial für den Verkauf von Bearbeitungszentren zum Fertigen von Teilen für Elektrobatterien oder -motoren. Wir haben bereits Bearbeitungszentren für Strukturbauteile für Automotive und Aerospace im Portfolio. Sind also, um im sportlichen Bild zu bleiben, schon heute dort, wo der Puck hingespielt wird. Jetzt geht es darum, in Tschechien und der Slowakei neue Kunden zu finden und sie von den Vorteilen zu überzeugen, die ihnen die CHIRON Group mit ihren Produkten und Leistungen für ihre geschäftliche Entwicklung bietet. Großes Potenzial sehe ich auch im Bereich After Sales, bei Services und Ersatzteilen. Hier geht es vor allem darum, unsere Leistungen proaktiv anzubieten – sowohl an direkte als auch an indirekte Kunden. Die Argumente für eine Servicekooperation mit uns liegen auf der Hand: die technische Kompetenz des bestens geschulten Servicepersonals und die schnelle Lieferung von Ersatzteilen. Denn »erlebter« Qualitätsservice ist ein wichtiger Faktor beim Kauf einer neuen Maschine.
Welche Ziele wollen Sie mit CHIRON Czech erreichen, wo soll die Tochtergesellschaft in fünf Jahren stehen?
Unsere Ziele sind ehrgeizig: Wir wollen unseren Marktanteil in Tschechien und der Slowakei erhöhen, indem wir uns in den eben beschriebenen Bereichen stärker etablieren. Zudem wollen wir unseren Umsatz auf anderen Märkten als Automotive mindestens verdoppeln. Was die Verkaufszahlen angeht, möchten wir an die sehr erfolgreichen letzten Jahre mit über 20 Fertigungszentren pro Jahr anknüpfen – oder, im besten Fall, natürlich noch zulegen. Mich persönlich motivieren anspruchsvolle Ziele, und diese Motivation spüre ich zu hundert Prozent auch bei meinem Team.
Tim Oliver Kramp,
Director Service Supply Chain
Herr Kramp, Sie leiten den neuen Bereich Service Supply Chain. Warum eine eigene Lieferkette für den Service und wie ist der Bereich aufgebaut?
Nun, Servicebedarfe sind heute hochdynamisch. Mit Etablierung einer eigenen Service Supply Chain werden wir dieser Anforderung deutlich besser gerecht, können Ersatzteile für unsere Kunden, Tochtergesellschaften und für Serviceeinsätze mit höchstmöglicher Verfügbarkeit und Geschwindigkeit bereitstellen. Stillstandszeiten lassen sich damit so kurz wie möglich halten, was natürlich auf die Produktivität bei unseren Kunden einzahlt. Meine Aufgabe ist es, diese Supply Chain aufzubauen. Das beinhaltet sowohl Bedarfe für reine Serviceteile als auch für Service und Montage. Insgesamt arbeiten 20 Personen aus Einkauf, Planung, Lager und Retouren mit Hochdruck daran, die Service Supply Chain zu etablieren.
Wie gehen Sie und Ihr Team beim Aufbau der Service Supply Chain vor?
Aktuell investieren wir in Tuttlingen in das Herzstück der servicespezifischen Lieferkette – ein eigenes Ersatzteillager. Dabei folgen wir dem Prinzip »Hausbau«: Im ersten Schritt bauen wir in diesem Jahr das Lager auf und gestalten die entsprechenden Prozesse – wir ziehen ein. 2024 folgt der »Innenausbau«, z. B. das Automatisieren von Bestellabläufen. Die Vorteile dieses Lagers kommen für unsere Kunden also sukzessive immer besser zum Tragen.
Der neue Fachbereich ist im Oktober gestartet – welche positiven Veränderungen sind schon jetzt wirksam und wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
In der Materialdisposition haben wir bereits Abläufe optimiert und können die dynamischen Ersatzteilbedarf schon besser bedienen. Für mich waren die letzten Monate intensiv und bereichernd. Alle investieren viel, die Veränderungen sind angestoßen und wir sind auf einem sehr guten Weg.
Wie schaffen Sie in Ihrem Team ein motivierendes Klima für alles, was noch ansteht?
Um die Motivation hochzuhalten, gibt es im Team jeden Tag einen »Wow!«-Termin. Dabei sprechen wir über gute Entwicklungen und Ergebnisse. Hier kann jeder etwas beitragen. Und klar, als Führungskraft ist es eine meiner Aufgaben, eine produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Auf den Punkt gebracht: »Fokus auf das Positive!«
Mikaël Nègre,
Service Manager CHIRON Swiss
Herr Nègre, Sie sind seit Januar Service Manager bei CHIRON Swiss. Wo waren Sie vorher?
Begonnen habe ich meine berufliche Laufbahn bei MOTOREX, hier war ich für das Qualitätsmanagement der gesamten Unternehmensgruppe verantwortlich. Nach zehn Jahren wollte ich mich einer neuen, ganz anderen Herausforderung stellen, die ich als Director Business Development EU bei Tiffin Metal gefunden habe. Tiffin Metal ist ein amerikanisches Unternehmen mit 200 Beschäftigten, das Materialtransportsysteme für Logistikzentren herstellt – speziell für Amazon.
Welche Erfahrung bringen Sie im Bereich Maschinenbau mit?
Meine Erfahrung im Maschinenbau? Die war, als ich bei CHIRON Swiss angefangen habe, ungefähr null. Aber die Produkte sind faszinierend und ich lerne jeden Tag dazu. Das ist, neben meinen eigentlichen Aufgaben, meine ganz persönliche »Challenge« für dieses Jahr.
Wie kommt Ihnen und den Kunden von CHIRON Swiss Ihr Background mit Qualitätsmanagement und Business Development zugute?
In der Vergangenheit war ich immer im Kontakt mit Kunden, habe intensiv unterstützt und meinen Teil dazu beigetragen, Lösungen für ihre Anforderungen zu finden. Kundenzufriedenheit ist mein Thema, und genau darum geht es beim Ausbau des Bereichs Service für die Schweiz. Hier kann ich meine Erfahrung in den Prozessen und im Management einbringen. Die Aufgaben sind durchaus komplex: Wir müssen die Mehrsprachigkeit der Schweiz berücksichtigen, die Prozesse zwischen der CHIRON Group und CHIRON Swiss effizient ausgestalten und weitere qualifizierte Mitarbeitende gewinnen. Kurzum: Langeweile ist nicht in Sicht und wir sind mehr als bereit für unsere neuen Aufgaben in Vertrieb und Service für das gesamte Produktportfolio der CHIRON Group.
Wie genau profitieren Kunden im Schweizer Markt von der Erweiterung im Service für jetzt alle Marken der CHIRON Group und wie ist der Bereich aufgestellt?
Wir bieten bereits heute das komplette Spektrum für alle Marken – Installation, Wartung, Ersatzteile etc., ein Teil der Leistungen wird noch von externen Qualitätspartnern erbracht. Ziel ist es, künftig alle Kunden direkt zu betreuen. Denn je intensiver der Kontakt, desto besser verstehen wir die jeweiligen Bedürfnisse, desto besser können wir sie bedienen. Insgesamt sind wir hier in der Schweiz aktuell 28 Personen, die Hälfte davon im Engineering. Im Service sind wir sechs, werden uns aber schrittweise verstärken. Das Recruiting läuft und wir sind zuversichtlich, dass wir bis Ende des Jahres zehn weitere Fachkräfte für besten Service im Team haben.
Simon Knecht,
Business Development Manager
CHIRON America
Herr Knecht, Sie sind seit 1999 bei der CHIRON Group, zuletzt als Gebietsverkaufsleiter in Schlierbach. Warum 2021 der »Sprung über den großen Teich«?
Nun, diesen Sprung habe ich 2006 schon mal gemacht, ich war bis 2011 bei CHIRON America für die Projektierung von STAMA-Fertigungszentren verantwortlich. Während dieser Zeit habe ich meine Frau kennengelernt, die als Deutschlehrerin in Chicago tätig war und immer mal gern in Europa leben wollte. Also sind wir nach Deutschland gezogen, haben Nachwuchs bekommen – jetzt auch schon acht und zehn Jahre alt – und ich war bis 2021 Gebietsverkaufsleiter in Schlierbach für die USA, den Wirtschaftsraum Skandinavien und weitere Länder. Den Draht in die USA habe ich daher nie verloren und war auch regelmäßig mit dem Team von CHIRON America unterwegs. 2021 kam dann das für mich sehr reizvolle Jobangebot, ich habe zugesagt und wir sind als Familie nach Charlotte gezogen.
Was genau sind Ihre Aufgaben als Business Development Manager?
Gestartet bin ich sozusagen in Doppelfunktion – als Business Development Manager und Leiter der Projektierung, aktuell arbeite ich mich in meine neuen Aufgaben als Vice President Sales & Marketing ein. In Verkauf, Projektierung und Marketing sind wir hier 13 Mitarbeitende. Was das Thema Business Development angeht: Das ist sehr vielseitig, letztlich geht es aber immer um nachhaltiges Wachstum, den Ausbau unserer Geschäftsfelder und das Gewinnen neuer Kunden. Wir haben hier in Charlotte zum Beispiel jede Menge Know-how für komplette Automationslösungen, sowohl für neue als auch für Bestandsmaschinen. Der amerikanische Markt hat sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt, Automation ist als zentrales Thema bei jeder Anfrage dabei – und wir sind hier bestens dafür aufgestellt. Ein Highlight für mich war die Einführung der Micro5. Das Marktpotenzial zu untersuchen, den Start zu planen und dann zu sehen, wie gut das Bearbeitungszentrum bei der ersten Präsentation auf der amerikanischen Leitmesse IMTS ankam, das war super.
Business Development beschränkt sich nach meinem Verständnis jedoch nicht auf eine Person, da müssen alle ein Bewusstsein dafür haben, nur so geht’s vorwärts und wir bleiben am Ball. Stillstehen ist, wie beim Radfahren, nicht gut – das funktioniert nur ganz kurz, dann fällt man einfach um.
Sie haben eben schon Einblick in den amerikanischen Markt gegeben. Gibt es generelle Unterschiede in den Anforderungen der Kunden, in der Herangehensweise? Und welche Produkte gilt es noch bekannter zu machen?
Insgesamt wird hier kurzfristiger gedacht und ein »geht nicht« ist keine Option. Hier wird probiert und so lange nach einer Lösung gesucht, bis es klappt. Also eher »Just do it«, nach dem Motto der Lifestyle-Marke mit dem Swoosh. Ebenso wichtig ist es, die Dinge möglichst einfach zu halten. Wenn wir ein Bearbeitungszentrum ausliefern, dann heißt es für das Personal »Training on the job«. Daher muss auch unsere Top-Technologie trotz aller Komplexität bedienerfreundlich sein. Weiteres zentrales Kriterium hier sind Lieferzeiten und kurze Reaktionszeiten, Bearbeitungszentren ab Lager sind ein wichtiger Teil unseres Geschäfts. Um die richtigen Maschinen zur richtigen Zeit bereitstellen zu können, setzen wir auf eine gute Abstimmung zwischen Vertrieb und Kunden hier und der Produktion in Deutschland. Zudem geht es darum, unsere neuen Produkte – die großen Baureihen 22, 25 und 28 oder die Baureihe 715 – noch bekannter zu machen. Bis etwas Neues in jeder Ecke eines so großen Landes ankommt, braucht das erfahrungsgemäß eine Weile. Es gibt also noch viel zu tun!
Was vermissen Sie an Deutschland, was haben Sie in den USA lieben gelernt? Haben Sie ein Motto, nach dem Sie leben und arbeiten?
Einfach mal auf eine Alm im Allgäu zu wandern, dort zu sitzen und die Aussicht auf die Berge zu genießen, das fehlt mir schon. Oder kurz zum Bäcker laufen, zum Restaurant, hier braucht man für nahezu alles das Auto. Das einem wiederum die Freiheit eröffnet, einfach zu einem spontanen Roadtrip aufzubrechen. Das gibt einem schon ein anderes Fahrgefühl als auf deutschen Autobahnen! Auch Aktivitäten wie Angeln, Campen, Motorboot fahren macht man hier einfach, ohne lange Vorbereitung und Planung. Mein Motto fürs Leben und die Arbeit ist: »Love what you do every day!« Ich denke, dass wir gerade die alltäglichen Dinge aus einer inneren Motivation heraus angehen sollten. Wir alle brauchen etwas, das uns antreibt. Für mich ist das die Begeisterung, die ich immer neu empfinde, wenn ich mit unseren Kunden und dem Team die passende Lösung entwickeln kann. Ich schätze und kultiviere daher ein transparentes, positives Arbeitsumfeld, in dem alle – unsere Kunden, Lieferanten und wir im Team – ihre Arbeit als Bereicherung, als Teil des gemeinsamen Erfolgs wahrnehmen und daraus neue Motivation für künftige Aufgaben ziehen. Wenn wir irgendwann zurückschauen, war es nicht immer einfach, klar, aber wir nehmen positive Erfahrungen mit. Sitzen später vielleicht mal am Tisch und erzählen unsere Geschichten. Was meine sein wird? Ich hoffe, eine sehr lebendige Geschichte mit Begeisterung, genialen Lösungen, Humor, tollen Erfahrungen und Begegnungen. That‘s it.