Der Plan des CHIRON Group Service: Ein
Applikations- und zwei Servicetechniker fliegen Anfang Juli nach Đà Nẵng,
beziehen für acht Wochen ein Hotel oder Apartment und sind in wenigen Minuten
bei der Universal Alloy Corporation Vietnam Co., Ltd. im High-Tech Park etwas
außerhalb der Stadt. Um dort sukzessive gemeinsam mit dem Kunden die neuen Maschinen
– vier MILL 4500 und zwei MILL 8000 – in Betrieb zu nehmen.
Ein guter Plan. Und eigentlich keine
Alternative.
Vielleicht
sahen sich die drei Mitarbeiter des CHIRON Group Service nach getaner Arbeit
schon am berühmten Strand Bac my An, die Füße im Meer, schnell ein Selfie für
die Lieben zu Hause … und am Sonntag vielleicht ein Ausflug in die alte
Kaiserstadt Huế?
Doch COVID-19 durchkreuzte alle Pläne – eine
Einreise war auf unbestimmte Zeit nicht möglich. Und, weitere Schwierigkeit im
Hinblick auf eine termingerechte Inbetriebnahme: Der heutige Servicepartner HTC
in Vietnam war zu der Zeit noch nicht ins Netzwerk der CHIRON Group
eingebunden, der Vertrag noch nicht unterschrieben. Die Serviceexperten hatte zwar schon viele Maschinen erfolgreich in Betrieb genommen, aber bisher
noch keine von CHIRON.
Dennoch sollten die am 1. Juli 2020
angelieferten Maschinen so schnell wie möglich Werkstücke für einen namhaften
Flugzeughersteller in großer Stückzahl fertigen.
Was also tun? Die Inbetriebnahmen
verschieben? Keine Option. Aber wie dann? Auch wenn es anfangs keiner laut aussprechen
wollte, es gab es nur eine Lösung: HTC musste »kopfüber ins kalte Wasser«
springen und die Inbetriebnahme in Đà Nẵng durchführen. Mit, zumindest zu
Beginn, ständiger Remote-Unterstützung von Samuel Baur vom CHIRON Training. Der
sich das, aufgrund der zeitintensiven Schulung, die eigentlich alle neuen
Servicepartner vor ihrem ersten Einsatz für CHIRON durchlaufen müssen, absolut
nicht vorstellen konnte. Ebenso wenig wie die MILL-Experten. Doch Jörg Schmidt,
CAD/CAM-Manager bei UACV und verantwortlich für das Projekt, gab grünes Licht.
Und so startete am 1. Juli 2020 die deutsch-vietnamesische Kooperation, anfangs
mit wöchentlichen Webkonferenzen. Beteiligt von CHIRON waren mehrere Experten
aus Vertrieb, Service, Applikation und der Schulungsabteilung. Die Projektleitung
beim Servicepartner HTC übernahm Sales Manager Kevin Hinh.
9 Uhr morgens Asia/Ho-Chi-Minh-Zeit. 4 Uhr
nachts MEZ.
Für Samuel Baur, der zu der Zeit Corona-bedingt im Homeoffice war, hatte der
frühe Arbeitsbeginn zumindest ein Gutes: Keine Nachtfahrt zu CHIRON, einfach rüber
ins Wohnzimmer, Laptop aufklappen, Kaffee in die Tasse, Headset auf. Und ein
herzliches »Chào buổi sáng« –»Guten Morgen« auf
Vietnamesisch – für die sechs HTC-Servicemitarbeiter. Die schon in der großen
Halle von UACV bereitstanden, um sich im Schnelldurchlauf beibringen zu lassen,
was für die fachgerechte Inbetriebnahme eines CHIRON-Bearbeitungszentrums nötig
ist. Unterstützt wurde das Team von den künftigen
Bedienern bei UACV, die direkt auch einiges über die neuen Bearbeitungszentren
lernen sollten.
Um keine Zeit zu verlieren, hatte UACV mit
Projektleiter Jörg Schmidt bestens vorgearbeitet: Die Maschinen standen am
richtigen Platz, die Vorbereitungen für die Verankerung waren ebenfalls
erledigt. Nach kleinen Startschwierigkeiten stand auch die Internet-Verbindung
stabil – und Samuel Baur konnte per Videokonferenz und Telefon jeden Handgriff
erklären, korrigieren, optimieren. Was anfangs nicht ganz einfach war, da die
englischen Sprachkenntnisse der vietnamesischen Servicetechniker und selbst der
Übersetzerin nicht ausreichten, um die komplexen Fachthemen klar zu
kommunizieren. Im Lauf des Projekts baute HTC hier jedoch schnell eigene
Kompetenzen auf, die Mitarbeiter übten kräftig die englischen Fachbegriffe.
Läuft. Mit jedem Mal besser.
Das HTC-Serviceteam um Kevin Hinh lernte schnell dazu und brauchte bei jedem weiteren MILL-Bearbeitungszentrum
immer weniger Zeit und Unterstützung, um alle für eine erfolgreiche Inbetriebnahme
notwendigen Maßnahmen durchzuführen:
Anschluss und Inbetriebnahme der Anbauteile und Zusatzaggregate (Bedienpult, Hydraulikaggregat, Vakuumpumpe, Luftabsaugung, Kühlaggregat, Kühlmittelanlage)
Ausrichten und Nivellieren der Maschine
Messen und Bewerten der Maschinengeometrie
Einstellen des Werkzeugwechslers
Messen und Einstellen der 5-Achs-Kinematik
Geschafft, die erste MILL 4500 steht und das Serviceteam von HTC ist zu Recht zufrieden.
Die Abnahme der ersten CHIRON MILL 4500 erfolgte vier Wochen nach Anlieferung am 31. Juli 2020, letzter
Abnahmetermin war der 25. September. Mittlerweile
sind alle Maschinen in Betrieb
genommen: Die MILL 4500 fertigen Nose Beams für die Section Aircraft Nose, jede
Anlage produziert pro Monat sechs Stück. Auf den beiden MILL 8000 entstehen monatlich
jeweils 60 Bauteilfamilien für Stringer, die im Rumpfbereich der Flugzeuge
verbaut werden. In der Anlaufphase fand eine 3-tägige Online-Bedienerschulung
für sechs Mitarbeiter statt. Der Trainer schulte von Tuttlingen aus, ein
Mitarbeiter von HTC übernahm die Übersetzung.
Von Abnahme zu Abnahme musste Samuel Bauer
weniger Live-Unterstützung leisten, er koordinierte die anstehenden Arbeiten
und überprüfte die Messergebnisse und Einstellmaße. Mittlerweile arbeitet er
wieder zu regulären Zeiten und ist natürlich weiterhin Ansprechpartner für HTC
bei Fragen zum Troubleshooting und zur Qualitätssicherung. Und er hat, nach
drei Monaten, sein Wohnzimmer wieder ganz für sich :)
Von der Anlieferung bis zur erfolgreichen
Inbetriebnahme