Bild: Matthias Keller

Matthias Keller, top im Beruf und auf dem Board

Matthias Keller, Leiter Technische Applikation bei CHIRON, ist überzeugt: Wer erfolgreich sein will, braucht eine positive Einstellung, ein starkes Team an seiner Seite und die Bereitschaft, mehr zu leisten. So betreibt er auch seine sportliche Karriere als Snowboarder im A-Kader des Team Deutschland Paralympics.

Herr Keller, Sie haben 1998 Ihre Ausbildung zum Industriemechaniker Geräte und Feinwerktechnik abgeschlossen und leiten seit 2019 den Bereich Technische Applikation. Zudem sind Sie seit 2017 Para Snowboarder. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen dem Vorgesetzten und dem Snowboarder?

Ja, eine ganze Menge: Es ist immer von Vorteil, einen kühlen Kopf zu bewahren – ob im beruflichen Alltag, im Weltcup oder beim Tourengehen. Ich gehe an alles überlegt heran, schaue mir die Fakten genau an. Ich finde, nur so kann man fundierte und richtige Entscheidungen treffen. Alles andere wäre, ob allein im Gelände oder als Führungskraft mit Verantwortung für mein Team, ziemlich fahrlässig.

Wie würden Sie Ihre Rolle als Führungskraft beschreiben, was ist für Sie besonders wichtig und von wem lassen Sie sich inspirieren?

Loyalität, ein fairer Umgang miteinander und ein ausgeprägter Teamspirit. Das hat mein früherer Vorgesetzter jeden Tag vorgelebt, und das versuche ich fortzuführen. Zudem sehe ich mich als »Guide«, der alles und alle in die richtige Richtung lenkt, damit etwas Gutes dabei herauskommt. Wichtig ist mir auch, dass sich jeder mit seinen Aufgaben identifiziert und an neue Herausforderungen positiv herangeht.

Ihr Motto ist »Die beste Aussicht kommt nach dem härtesten Anstieg.« Können Sie das etwas ausführen?

Nun, ich hatte einen schweren Motorradunfall, ein Unterschenkel musste amputiert werden. Der Umgang damit war und ist eine große Herausforderung, dadurch hat sich vieles verändert. Aber ich weiß jetzt, was man erreichen kann, wenn man seine Ziele konsequent verfolgt. Das motiviert mich auch als Führungskraft. Ich sehe keine Schwierigkeiten, sondern neue Möglichkeiten.

Eine dieser Möglichkeiten abseits von CHIRON ist das Snowboarden im Team Deutschland Paralympics. Welche Ziele möchten Sie sportlich erreichen? 

Die Konkurrenz ist stark, einige Länder investieren viel Geld, die Athleten sind zum großen Teil Profis. Team D ist erst nach den letzten Paralympics entstanden. Das Budget ist sehr klein, alle Athleten und Betreuer sind berufstätig, daher nehmen wir nur an einzelnen Rennen teil. Dennoch wollen wir natürlich vorn mitmischen, ein Platz unter den Top 10 kann es schon sein. Und natürlich möchten wir alle zu den Paralympics 2022 nach Peking.

Para Snowboard

Matthias Keller startet in der Klasse Lower Limb 2 (Beeinträchtigung der unteren Extremitäten) in zwei Disziplinen: SnowboardCross (SBX)und Banked Slalom.

Beim SBX fährt jeder Athlet zunächst allein gegen die Zeit, ab dem Achtelfinale geht es Mann gegen Mann. Die Strecke beinhaltet Renn- und Freestyle-Elemente. Beim Banked Slalom fahren die Snowboarder auf bis zu 35 Prozent steilen Hängen in einem mit Steilkurven präparierten Kurs. Alle Teilnehmer kämpfen zweimal gegen die Zeit, der schnellste Lauf zählt.

Wie bringen Sie Training, Job und Privatleben unter einen Hut? Das klingt echt sportlich …

Ich setze Prioritäten und fokussiere mich aufs Wesentliche. Der berufliche Alltag ist intensiv, sicher, aber der Sport ist für mich ein perfekter Ausgleich. Ich sehe alle Aufgaben, die sich mir stellen, als Chance, besser zu werden.

Was treibt Sie neben der sportlichen Herangehensweise an?

Das Leben selbst ist die größte Motivation. Es gibt so viele schöne Momente, die ich mir nach der Amputation wieder »erarbeitet« habe. Zum Beispiel das Gefühl, auf einem Gipfel zu stehen, unbeschreiblich! Der Weg nach oben mag hart sein, aber es lohnt sich, immer. Jeder Tag hat das Zeug dazu, ein guter Tag zu werden. Im Sport, privat und im Beruf.

Mehr zum deutschen Para Snowboard Team unter: 

https://www.teamdeutschland-paralympics.de/de/athleten.html

Matthias Keller im Wettkampfmodus beim Weltcup. Bild: Luc Percival Photography
Matthias Keller im Wettkampfmodus beim Weltcup. Bild: Luc Percival Photography

Berufliche Stationen im Überblick


1998    Abschluss der Ausbildung zum Industriemechaniker bei CHIRON als Jahrgangsbester

2001    Mitarbeiter in der Fertigung

2003    Zivildienst beim DRK Rettungsdienst

2004    Anwendungstechniker in der Applikation bei CHIRON

2008    Teamleiter Applikationstechnik

2015    Leiter Applikationstechnik

2019    Leiter Applikation